Woher kommt der Begriff „Idiotentest“?
Der Begriff geht zurück auf die Nachkriegszeit ...
In der Nachkriegszeit, so um 1954 herum, waren die Führerscheinprüfungen noch ein wenig „einfacher" als in der heutigen Zeit. Frauen durften damals auch noch keinen Führerschein erhalten. Erst seit etwa 1958 durften sie (mit Zustimmung Ihres Vaters oder Ehemannes) an einer Fahrerlaubnisprüfung teilnehmen.
Tatsächlich war diese Prüfung, egal ob für Mann oder Frau, wesentlich leichter als heute. Man benötigte lediglich seine Geburtsurkunde und ein Gesundheitszeugnis, sowie ein Foto für die Beantragung einer Fahrerlaubnis. Die Prüfung selbst beschränkte sich in manchen Fällen darauf, dass der Prüfling vor dem Fahrprüfer hin und her fuhr und eine Frage beantworten musste, zum Beispiel: Was ist bei Dunkelheit zu tun? Antwort: Die Karbidlampen anzünden.
Hatte nun aber jemand diese Prüfung dreimal nicht bestanden und war damit im damaligen Behördenjargon ein „Prüfungsversager“, ging man nach damaligen Wissen davon aus, das ein "Prüfungsversager" gleichbedeutend mit einer „Unfallpersönlichkeit“ sei, und somit „Konflikt-Unfälle“ (aus unentschlossenem, unsicherem Handeln) oder „Affekt-Unfälle“ (aus unüberlegtem Handeln mangels Intellekts) verursachen würde.
Fachbegriff im juristischen und psychiatrischen Kontext
Nun muss man wissen, dass „Idiot“ früher ein Fachbegriff im juristischen und psychiatrischen Kontext für einige Arten von schwerer geistiger Behinderung war. Dabei betrug das geistige Alter der Person zwei Jahre oder weniger und sie konnte sich nicht vor den üblichen körperlichen Gefahren schützen. Der Begriff wurde nach und nach durch „tiefsinnige geistige Behinderung“ ersetzt, der inzwischen wieder durch andere Begriffe ersetzt wurde. Zusammen mit Begriffen wie Idiot, Idiotie und Kretin gilt seine Verwendung zur Beschreibung von Menschen mit geistiger Behinderung als archaisch und anstößig.
Nun war damals die Führerscheinprüfung „einfach“ und trotzdem fielen Personen dreimal durch. Danach wollten sie aber dennoch nochmals zur Prüfung. Das ist wohl unter anderem einer der Gründe, warum im Jahre 1951 die Medizinisch-Psychologische-Untersuchung (MPU) entwickelt und eingeführt wurde. Die weiteren Gründe waren unter anderem vielerlei gesundheitliche Ursachen wie z.B. Epilepsie, Ohnmacht oder fehlende Gliedmaßen (damals eine häufige Behinderung als Folge der Kriegszeit).
Die Personen, die dreimal durch diese Prüfung fielen, bekamen mit der neu eingeführten MPU die Möglichkeit, zu zeigen, dass Sie keine „Idioten“ im Sinne des damaligen Verständisses sind. Wenn das positiv geklärt war, durften Sie nochmals zur Führerscheinprüfung.
Die MPU - eine valide Grundlage für die Entscheidung bezüglich der Neu- oder Wiedererteilung einer Fahrerlaubnis
Über die Jahre hat sich die Medizinisch-Psychologische Untersuchung natürlich weiterentwickelt, immer unter dem Aspekt für die Sicherheit aller im Verkehr befindlichen Personen zu sorgen. Es geht also darum, der Fahrerlaubnisbehörde eine valide Grundlage für die Entscheidung bezüglich der Neu- oder Wiedererteilung einer Fahrerlaubnis zur Verfügung zu stellen.
Es gibt viele Belege und Studien die sehr deutlich zeigen, dass diese Maßnahme zu einem deutlichen Rückgang der Unfallzahlen und der Verhinderung potentieller Gefahren im Straßenverkehr geführt hat. Über die Jahre wurde die MPU natürlich stetig weiterentwickelt, angepasst und verfeinert, so wie die Straßenverkehrsordnung selbst ebenfalls an sich veränderne Verkehrsbedingungen angepasst werden musste. Zusammengenommen wurde die Teilnahme am Straßenverkehr sicherer trotz stetig steigendem Verkehrsaufkommen.
Letztlich bleibt zur Bezeichnung Idiotentest folgendes festzuhalten:
Der Begriff „Idiotentest“ stammt aus der Vergangenheit und war damals so auch korrekt. Heute ist der Begriff sicher nicht mehr gerechtfertigt.
Merke: Man muss keine herausragende Intelligenz besitzen um die MPU erfolgreich zu absolvieren. Wichtiger ist es, sich selbst zu kennen und ein Wissen über sein Verhalten, dessen Ursachen und Auswirkungen zu haben.